Letzten Donnerstag bekamen wir die Nachricht, dass Jonah's Cousine ins Spital eingeliefert wurde. Schon ein paar Monate ist bekannt, dass sie Brustkrebs in einem fortgeschrittenen Stadium hat. Da wir ohnehin in der Stadt waren, machten wir einen Besuch bei ihr. Da sie längere Zeit in den USA gelebt hat, habe ich sie vorher noch nie getroffen. Ich war natürlich auch gespannt, wie so ein Spitalzimmer in den Philippinen aussieht.
Eigentlich war ich positiv überrascht. Liza war in einem klimatisierten Einzelzimmer. Ihre Mutter und Tante war auch da. Dies ist üblich hier - ein Angehöriger wird nie allein im Spital gelassen. Es hat sogar eine Pritsche im Zimmer, wo die Angehörigen schlafen können. Die Verwandten bringen auch Snacks und Getränke für die Besucher. Und natürlich läuft immer der TV, auch wenn es dem Patienten noch so schlecht geht.
Als wir kamen, hatte sie Infusionen und schlief. Sie wurde eingeliefert, weil sie über starke Kopfschmerzen und Erbrechen klagte. Kurz nach unserer Ankunft erwachte sie und konnte auf die Toilette gehen. Wie wir erst später erfuhren, sollte dies das letzte Mal sein, dass sie bei Bewusstsein war und auf eigenen Beinen stand. Am Samstagabend um 20 Uhr kam dann die Nachricht, dass Liza gestorben war.
Am Sonntag waren wir an der Taufe des Sohnes einer Freundin von Jonah eingeladen. Auch dies war eine neue Erfahrung für mich. Es begann damit, dass das Programm in der Kirche etwa eine halbe Stunde späer begann, als angesagt. Obwohl wir auch etwas zu spät kamen, waren wir noch lange nicht die letzten. Die Taufe selber verlief ungefähr wie in der Schweiz. Es war schön, die junge, glückliche Familie zu sehen. Selbstverständlich wurde nachher in allen möglichen Kombinationen Fotos gemacht. Dies fand der Täufling nicht so lustig.
Anschliessend ging man zur Famile nach Hause. Im Garten war ein grossen Buffet aufgebaut. Was nie fehlen darf bei so einem Anlass, ist das Lechon, bei uns unter dem Namen Spannferkel bekannt. Das Essen kam von einer Catering Firma. Extra für diesen Anlass wurde auch eine Karaoke Station gemietet. Zum Glück wurde sie nicht stark benutzt ;-)
Als wir mitten im Feiern waren, kam die Nachricht, dass für Liza in ca. einer Stunde (!) ein Gottesdienst statt findet. Also verabschiedeten wir uns von der fröhlichen Runde. Der Gottesdienst war schon im Gange, als wir ankamen - aber wir waren nicht die letzten ... Das Ganze fand in einer Art Kirchenzentrum statt.
Dort hat die Trauerfamilie einen Raum gemietet. Dort wird auch der Leichnam während ca. 4 Tagen aufbewahrt. Gleichzeit dient dieser Raum auch als Begegnungsstätte für die Verwandten und Freunde. Also wird auch da wieder Snacks und Getränke bereit gehalten. Die nähesten Angehörigen bleiben die ganze Zeit dort. Es hat dafür Übernachtungsmöglichkeit und Dusche im hinteren Teil des Raumes.
Obwohl Liza nur 39 Jahre alt wurde und 3 Kinder hinterlässt, verflog die Trauerstimmung nach dem Gottesdienst schnell. Dieses Wechselbild der Gefühle hat mich etwas irritiert.
Ein Todesfall ist hier mit sehr hohen Kosten verbunden. Der Sarg alleine kostet umgerechnet 1600 CHF. Dazu kommt die Miete im Kirchenzentrum für 4 Tage. Es wurden auch Blumen und Kränze in grossen Mengen geliefert. Dies obwohl die Familie darum gebeten hat, sie für die grossen Unkosten zu unterstützen.
Ja, andere Länder, andere Sitten.
Nachtrag:
Die Beerdigung fand dann am 4. Tag statt und begann ebenfalls mit einem Gottesdienst. Selbst an diesem Gottesdienst kamen mehr als die Hälfte der Leute zu spät. Dann gab es einen Konvoi durch die ganze Stadt. Dazu wurden extra sogenannte Traffic Enforcer eingesetzt. Diese haben an allen Kreuzungen den Verkehr aufgehalten. Der Friedhof befindet sich leicht ausserhalb der Stadt auf einem schönen grünen Hügel. Der Sarg wurde unter einem Zelt nochmals aufgebahrt. Dann haben die engsten Angehörigen Abschied genommen. Erstmals sah ich Gefühle der Trauer und Tränen aufkommen. Das Ganze wurde noch mit einer Kamera gefilmt - für mich unvorstellbar. Einer hat sogar die Glasplatte des Sarges noch geöffnet. Was da wohl für ein Duft entgegenkam??
Der Sarg wurde dann in eine oben offene Betonkiste runtergelassen. Darauf kam ein Betondeckel, so dass die Kiste gut verschlossen war. Kaum war der Sarg unten wurden am gleichen Ort schon wieder Lunchpakete und Getränke verteilt. Ich war nicht hungrig!
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